Emotionale Stabilität stärken ▷Test + stabiler werden

Von Püttjer - Schnierda

Emotionale Stabilität ist in Zeiten von zunehmendem Druck, häufigen Belastungsspitzen, gelegentlicher Überforderung und hohen Selbstansprüchen durchaus ein lohnenswertes Ziel.

  • Aber wie können Menschen emotional stabiler werden?

  • Welche Einflussfaktoren sorgen für mehr Ausgeglichenheit?

  • Mit welchen Testfragen wird emotionale Stabilität überprüft?

  • Welche Rolle spielt das individuelle Selbstbild?

  • Und was zeichnet geduldigere und gelassenere Menschen aus?

 

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Bedeutung: Was ist emotionale Stabilität?

Definition: Als emotional stabil gelten Menschen, die eigene Gefühle in fordernden sozialen Situationen besser kontrollieren, in Stresssituationen gelassener reagieren und schneller zu einer ausgeglichenen Grundhaltung zurückfinden.

Insbesondere im Umgang mit belastenden, fordernden oder unbekannten Situationen und bei der Bewältigung von Misserfolgen und Schwierigkeiten ist emotionale Stabilität sehr wichtig.

Alternativ werden diese Begriffe für emotionale Stabilität verwandt.

  • Ausgeglichenheit

  • Selbstbeherrschung

  • Geduld

  • inneres Gleichgewicht

  • Stoizismus

Übrigens: In der Psychologie zählt "emotionale Stabilität" zusammen mit vier weiteren zentralen Merkmalen zum anerkannten Persönlichkeitmodell der Big Five.

 




Emotional stabile Menschen: Beispiele

Welche Beispiele verdeutlichen emotionale Stabilität?

Hier hilft es, an typische Belastungssituationen zu denken. Denn wenn Menschen unter Zeitdruck geraten oder ungeplante Ereignisse bewältigen müssen, verhalten sie sich anders als üblich.

Menschen, die emotional stabil wirken, lassen sich beispielhaft so charakterisieren.

 

Emotionale Stabilität: Beispiele

  1. Wenn bei der Arbeit Fehler auftauchen, wird nicht lautstark nach Schuldigen gesucht. Stattdessen stehen die Analyse des Problems und das Finden einer Lösung im Vordergrund.

  2. Verlieren emotional stabile Menschen auch einmal die Fassung, nehmen sie dies wahr und versuchen aktiv, die Konflikte wieder zu glätten.

  3. Ausgeglichene Vorgesetzte achten darauf, dass vom Team erreichte Ziele gewürdigt und nicht nur wütend Missgeschicke kritisiert werden.

  4. Emotional stabile Rednerinnen und Redner setzen eine souveräne Körpersprache ein, die Selbstbewusstsein ausdrückt.

  5. Wenn es um notwendige Veränderungen und die damit verbundenen Unsicherheiten und Konflikte geht, wird eine konstruktive Haltung eingenommen.

  6. Probleme werden nicht nur als Störung, sondern auch als Anregung für Handlungsbedarf erkannt.

  7. Neue Methoden und Vorgehensweisen werden ausprobiert und trotz Anlaufschwierigkeiten nicht gleich wieder verworfen.

 

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Dass emotionale Stabilität viele Vorteile hat, liegt auf der Hand.

Allerdings fühlen sich Menschen in Stresssituationen nun einmal unter Druck und reagieren häufig anders und intensiver als sonst.

Weiter spielt natürlich auch das persönliche oder berufliche Umfeld eine große Rolle.

Wenn die Dinge gut laufen, sind viele Menschen ausgeglichen.

Aber wenn sich Problem an Problem reiht, kommt es zu Frust, Überforderung und sogar Hoffnungslosigkeit.

 




Emotional stabiler werden: Übungen

Welche Übungen helfen dabei, emotional stabiler zu werden?

Wenn Sie Ihre Stressresistenz stärken möchten, haben Sie zahlreiche Ansatzpunkte.

 

Emotionale Einflussfaktoren

Sie können Ihr Selbstkonzept hinterfragen. Neue Verhaltensweisen ausprobieren und so gezielt an Schwächen arbeiten.

Vielleicht werfen Sie auch einen intensiven Blick in die Vergangeheit und setzen sich mit eher unbewussten Selbstzweifeln auseinander.
 

Welche Menschen mag ich?

Letztlich geht es bei emotionaler Stabilität aber nicht nur um psychologische Aspekte mit dem Fokus auf das Individuum.

Auch das private soziale Umfeld und das Arbeitsumfeld spielen eine zentrale Rolle.

Mit welcher Sorte von anderen Menschen fühlen Sie sich besonders wohl?

Und welche geduldigen Menschen können Ihre Schwächen auch einmal mit einem kleinen Lächeln übersehen?

 

Übungen: Emotional stabiler werden

  1. Wann überreagiere ich? Halten Sie fest, in welchen Situationen Sie häufiger überreagieren: Eher im Alltag? Im Beruf? Bei bestimmten Menschen? Zu bestimmten Themen? In einer speziellen körperlichen Verfassung? Eher morgens oder mittags oder abends?

  2. Welchen Kern hat meine emotionale Reaktion? Überlegen Sie sich, ob Ihre starke emotionale Reaktion einen wahren Kern hat: Befürchten Sie tatsächlich eine Fehlentwicklung? Möchten Sie einen Menschen vor Schaden bewahren? Spüren Sie negative Konsequenzen früher als andere? Möchten Sie sich einfach Gehör verschaffen?

  3. Wie steuere ich Belastungen? Wenn Sie in bestimmten beruflichen Situationen mehr Kontrolle haben möchten, können Sie lernen mit Belastungen besser umzugehen. Beispielsweise durch eine Priorisierung von Aufgaben mit To-do-Listen, eine bessere Zeitplanung und auch das grundsätzliche Einplanen von Störungen.

  4. Wirklich körperlicher Ausgleich? Dass sportliche Aktivitäten einen großen Beitrag für mehr Ausgeglichenheit leisten, wissen Sie sicherlich schon längst. Aber nehmen Sie sich auch genügend Zeit dafür?

  5. Wie deeskalieren? Besonders wichtig ist, die eigenen Gefühle zu akzeptieren. Jeder Mensch hat nun einmal einen festen Persönlichkeitskern. Aber wenn Sie häufiger als andere überreagieren, sollten Sie möglichst nach einigen Stunden aktiv auf Konfliktpartner zugehen. Verwenden Sie Sätze wie "Entschuldigung, da habe ich wohl überreagiert, aber das Thema macht mich wirklich wütend."

  6. Wie früher reagiert? Waren Sie früher ausgeglichener als heute? Dann gilt es einen Gang herunterzuschalten. Vermutlich haben Sie einfach mehr Belastungen als früher. Wer kann Sie unterstützen? Welche Aufgaben sollten Sie lieber delegieren? Und welche eindeutig abgeben?

  7. Welches emotionale Selbstbild? Wie steht es um Ihre prägenden Kindheitserinnerungen? Mussten Sie schon immer mehr als andere leisten, um überhaupt anerkannt zu werden? Ist das heute noch für Sie so wichtig, dass Sie immer den höchsten Einsatz zeigen und die beste Leistung erbringen müssen ("Perfektionismus tötet")? Reflektieren Sie Ihr Selbstbild.

 

Coachingtipp: emotional stabiler

Über Nacht werden Sie nicht mehr emotionale Stabilität bei sich erreichen.

Wie so oft bei gewünschten Persönlichkeitsveränderungen, gilt die Politik der kleinen Schritte.

Deshalb bevorzugen gute Psychologen hier eher den Begriff der Persönlichkeitserweiterung.

Setzen Sie sich realistische Ziele, um sich unter Belastung einfach einmal neu und anders zu verhalten.

 




Test: Fragen emotionale Stabilität

Gibt es zuverlässige Tests, um die emotionale Stabilität von Menschen zuverlässig zu erfassen?

Im oben angesprochenen Persönlichkeitstest Big Five wird das Merkmal emotionaler Balance mit "Neurotizismus" bezeichnet.

Diese Wortwahl ist aus alltagspsychologischer Sicht eher problematisch. Denn die wenigsten Menschen wollen als "neurotisch" eingeordnet werden.

Gemeint ist allerdings auch im Big Five die Fähigkeit zur emotionale Balance von Menschen.

Daher ist der Begriff der emotionalen Stabilität heute gängiger.

 

Vorsicht: eindimensional

Grundsätzlich sollten Sie bedenken, dass erfahrene Psychologen eindimensionale Zuordnungen ablehnen.

Es gibt weder durchgängig "introvertierte Menschen" noch grundsätzlich "kreative Persönlichkeiten".

Denn tatsächlich ist die menschliche Persönlichkeit deutlich vielschichtiger.

Darüber hinaus sind nicht alle Persönlichkeitsmerkmale immer nur vollständig ausgeprägt oder überhaupt nicht vorhanden. Es gibt Abstufungen.

Und für vermeitnliche Schwächen oft auch ergänzende Stärken.

In Tests zur emotionalen Stabilität werden oft Fragen der folgenden Art gestellt.

 

Test: Emotional stabil

  1. Ich ärgere mich im Anschluss oft über mich selbst, weil ich vor anderen aus der Haut gefahren bin.

  2. Meine Gefühle überwältigen mich oft.

  3. Ich kann meine Gefühle kontrollieren.

  4. Von meinen Gefühlen werde ich häufiger hin- und hergerissen.

  5. Häufig spüre ich eine starke innere Unruhe.

  6. Mit anderen habe ich oft Streit.

  7. Ein ruhiges Leben ohne böse Überraschungen ist mein Traum.

  8. Ich bewundere Menschen, die kontrolliert wirken.

  9. Im Nachhinein ägere ich mich häufiger über meine intensiven Gefühle.

  10. Wenn ich eine Überzeugung habe, vertrete ich diese auch klar und deutlich.

  11. Oft mache ich mir überflüssige Sorgen.

 

Sie haben beim Lesen der Fragen sicherlich gemerkt, dass die Frage 3 eine Kontrollfrage zur vorhergehenden Frage 2 ist.

In echten Persönlichkeitstests werden die hier aufgeführten Fragen umfassend mit weiteren Fragen zu den anderen vier Persönlichkeitsmerkmalen des Big Five-Tests gemischt.

 

Beantwortet werden Fragen zur emotionalen Stabilität mit Ankreuz- oder Anklickmöglichkeiten dieser Art.

O trifft gar nicht zu     O trifft eher nicht zu     O trifft eher zu     O trifft genau zu

 

Die Testpsychologen wollen, dass Sie sich für eine Seite der Wahrnehmung entscheiden. Daher gibt es oft keine Antwortmöglichkeit "in der Mitte".

 




Zwischen Selbstakzeptanz und realistischer Veränderung

Es lässt sich vortrefflich diskutieren oder sogar streiten, ob Menschen sich überhaupt verändern und gezielt an Schwächen arbeiten können.

Grundsatzdiskussionen haben zwar manchmal auch ihren Wert, helfen aber nicht unbedingt dabei weiter, emotional stabiler zu reagieren.

Aus unserer 30-jährigen Erfahrung im Bewerbungscoaching wissen wir zumindest, dass ein besserer Umgang mit belastenden beruflichen Situationen durchaus trainierbar ist.

Sie werden durch gezieltes Coaching nicht über Nacht ein anderer Mensch mit einer emotionalen Stabilität wie ein Astronaut oder Kosmonaut werden.

 

Situativer Ansatz

Aber das selbstbewusstere Reden in Meetings, ein konstruktiverer Umgang mit schwierigen Mitarbeitern oder Kollegen oder das bessere Präsentieren vor dem Managementboard lassen sich definitiv lernen.

Oft sehen wir auch, dass allein der Wechsel des Arbeitgebers dazu führt, dass Belastungen massiv abnehmen.

Persönliche Zufriedenheit und ein kollegiales Umfeld sorgen für erhebliche emotionale Stabilität: Besseren Job finden, mehr Gehalt und netteres Team!

 

 

Coachingtipp

Es ist nicht verkehrt, ab und an über die eigenen Schwächen nachzudenken.

Aber verlieren Sie dabei nicht Ihre Stärken aus dem Blick!

Und suchen Sie sich idealerweise ein privates und berufliches Umfeld, dass Ihre Schwächen kennt, aber auch Ihre Stärken schätzt!

 

Schwächen und Stärken im Blick

 

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