Mein Chef ist ein Idiot: Ich kündige heimlich!

Von Püttjer - Schnierda

Kennen Sie die automatischen Vorschläge bei der Googlesuche? Wissen Sie, welche Ergänzungen die Eingabe "Mein Chef ist ..." bekommt? Und sind Sie auch unzufrieden mit Ihrem Vorgesetzten?

 

Es ist zum einen ein netter Zeitvertreib und zum anderen ein wichtiges Instrument, um Trends zu erfahren. Die Rede ist von der automatischen Vervollständigung von Worteingaben bei der Googlesuche.

Als professionelle Blogger geben wir regelmäßig Begriffe wie "Assessment-Center", "Arbeitszeugnis" oder "Kündigung ein, um zu erfahren, ob es ein hohes Suchaufkommen nach bestimmten Wortkombinationen gibt.

 




Gibt es nur idiotische Chefs?

Interessant ist für uns auch die Eingabe "Mein Chef ist ...", die entsprechenden Top Fünf Ergebnisse lauten regelmäßig: 

1. "Mein Chef ist ein Idiot."

2. "Mein Chef ist ein Weichei."

3. "Mein Chef ist ein Kontrollfreak."

4. "Mein Chef ist ein Psychopath."

5. "Mein Chef ist ein Tyrann."

 

Gegeneinander

Offensichtlich ist also das berufliche Verhältnis Chef und Mitarbeiter, das natürlich auch in der Kombination Chefin-Mitarbeiter, Chefin-Mitarbeiterin und Chef-Mitarbeiterin existiert, in vielen Unternehmen stark strapaziert. Worunter die wichtige Eigenmotivation, das Engagement und die Verbundenheit zum Unternehmen leiden und das oft dauerhaft.

Denn wer will schon ständig wegen Kleinigkeiten vor versammelter Mannschaft abgekanzelt werden? Oder in Meetings wegen fachlicher Diskussionen gleich direkt und persönlich angegriffen werden?

 

Kündigungsgrund

Nicht umsonst heißt es, dass Mitarbeiter sich bewerben und eine neue Stelle antreten, weil sie ein bestimmtes Unternehmen schätzen. Im Fall der Fälle aber kündigen, weil das Vertrauensverhältnis zum Chef nicht mehr existiert.

Anders ausgedrückt, wird die Entscheidung zur Arbeitsaufnahme oft wegen der Firma getroffen und die Entscheidung zur Kündigung oft wegen eines Vorgesetzten.

 

Führung neu denken

Grundsätzlich ist mittlerweile auch in deutschsprachigen Unternehmen ein Wechsel im Führungsverständnis wahrzunehmen, der natürlich längst nicht abgeschlossen ist und noch viel Zeit brauchen wird. Wer aber die Gelegenheit hat, sich mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schwedischer, dänischer oder niederländischer Unternehmen auszutauschen, wird schnell feststellen, dass es in diesen Ländern ein häufig deutlich stärkeres Miteinander zwischen Vorgesetzten und Angestellten gibt.

Der in einigen Branchen und Regionen tatsächlich zu beobachtende Fachkräftemangel verstärkt den Druck auf die Unternehmen, eine partizipative Unternehmenskultur einzuführen. Und zwar nicht nur auf dem Papier, sondern in der täglichen Unternehmenspraxis.

 




Lichtblick: Mein Chef ist der Beste!

Es scheint glücklicherweise auch Lichtblicke im Verhältnis Chef und Mitarbeiter zu geben, was die automatische Suchvervollständigung "Mein Chef ist ... der Beste." nahelegt. Interessanterweise taucht dieser einzelne Lichtblick immer wieder unter den Top Zehn Ergebnissen auf.

Leistungsdruck: Keine Frage, Platz 1 wird dieses Suchergebnis in der gestressten Leistungsgesellschaft, die durch zahlreiche Überstunden, zu lange und zu häufige Meetings und den Druck einer permanenten Erreichbarkeit gekennzeichnet ist, wohl kaum erreichen.

Test: Was stört genau? Aber immerhin gibt es die rare Spezies "guter Chef" beziehungsweise "gute Chefin" irgendwo da draußen im Arbeitsdschungel. Was grundsätzlich ein Argument dafür ist, sich auf die Suche nach einem besseren Chef zu machen. Wenn Sie Ihre Ansprüche an Vorgesetzte und das weitere Arbeitsumfeld näher eingrenzen möchten, empfehlen wir Ihnen unseren kostenlosen Test: Bin ich reif für den Wechsel?"

 

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Diskret bewerben und verschwinden

Gerüchte: Wenn sich die Konflikte mit Ihrem Chef häufen, wenn über Kleinigkeiten immer länger diskutiert wird, wenn die Vertrauensbasis sich immer mehr auflöst und wenn Sie aus der Gerüchteküche immer wieder indirekte Kritik an Ihrer Person und Ihren fachlichen Leistungen zugetragen bekommen, dann sollten Sie die Notbremse ziehen.

Notbremse: Bewerben Sie sich idealerweise aus der sicheren Deckung, also einem ungekündigten Arbeitsverhältnis. Halten Sie den Ball flach, indem Sie Kollegen nichts von Ihren Wechselabsichten erzählen und sich diskret bewerben.

 

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Erfahrene Bewerber frägen härter nach

Damit Sie im nächsten Job ein konstruktiveres Arbeitsumfeld bekommen, sollten Sie in anstehenden Vorstellungsgesprächen durchaus direktere Fragen zum Umgang Ihres künftigen Chefs mit seinen Mitarbeitern stellen. Vorstellungsgespräche sind schließlich keine Einbahnstraße.

  1. "Gibt es regelmäßige Gespräche mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, beispielsweise Jahresgespräche?"

  2. "Welche Eigenschaften schätzen Sie an Mitarbeitern besonders?"

  3.  "Wenn ich so direkt fragen darf, seit wie vielen Jahren arbeiten Sie in diesem Unternehmen?"

  4. Anschlussfrage: "Haben Sie gleich in der jetzigen Position angefangen oder sind Sie aufgestiegen beziehungsweise haben intern gewechselt?"

  5. "Konflikte am Arbeitsplatz gehören nun einmal dazu. Wenn es in der Vergangenheit, bezogen auf die ausgeschriebene Position, Missverständnisse oder fachliche Auseinandersetzungen gegeben hat, welche Abteilungen waren dann betroffen?"

  6. "Welche drei Schnittstellen hinein ins Unternehmen sind für die ausgeschriebene Position die wichtigsten?"

  7. "Gibt es über die Personalsachbearbeitung hinaus auch HR-Zielsetzungen im Unternehmen, beispielsweise zu Weiterbildungsmöglichkeiten der Mitarbeiter?"

 

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Schlechten Chef aussortieren

Lassen Sie es nicht zu, dass cholerische Chefs und ein toxisches Arbeitsumfeld Ihnen ständig die Freude an der Arbeit vermiesen. Die negativen Auswirkungen für den Feierabend und das Wochenende sind nicht zu unterschätzen. Schließlich ist Ihre Berufs- und Lebenszeit zu schade dafür, sich in einem permanenten Kleinkrieg mit einem idiotischen Chef aufzureiben.

Ihr neuer Chef muss ja nicht gleich "der oder die Beste" sein, es reicht meist schon, wenn er oder sie überwiegend klar kommuniziert, bei Konflikten auf Lösungen hinsteuert und ab und an positives Feedback gibt (mehr dazu hier: 15 Eigenschaften guter Führungskräfte).

Christian Püttjer & Uwe Schnierda twitter: karrierecoaches 

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