Neuer TalentpoolManager bei XING: jetzt droht Kündigung

Von Püttjer - Schnierda

Kritik am TalentpoolManager von Xing ✓ Dank Algorithmus: neuer Job, oder Kündigung? ✓ Wer profitiert wirklich? ✓ Ein Fall für Datenschützer? ✓

 

Wie würde Ihr Chef reagieren, wenn er von Ihren Bewerbungsabsichten erfahren würde?

Würde er Sie noch an wichtigen Informationen und Projekten teilhaben lassen?

Würde er Ihnen Wertschätzung und Unterstützung zukommen lassen?

 




Talente im Pool - Wer kündigen will, steht unter Verdacht

Oder würde er Ihnen aus Verärgerung plötzlich schlechte Leistung, mangelndes Engagement und Unzuverlässigkeit unterstellen, um Sie zu einer Eigenkündigung (kostenlos: 4 Muster für Kündigungsschreiben als PDF) zu bewegen oder sogar mithilfe einer Abmahnung selbst zu kündigen?

Dieses kleine Gedankenspiel haben die „pfiffigen Macher/-innen“ des TalentpoolManagers von Xing sicherlich so nicht durchgeführt. Quelle: u.a. Zeit.de

 




E-Recruiting: über 50 Kriterien verraten Wechsel- und Kündigungswunsch

Neu: Denn Personalberater, die den TalentpoolManager zur Suche vermittelbarer Kandidaten nutzen, können nun mittels Algorithmen anhand von über 50 Kriterien die Wechselbereitschaft von Xing-Mitgliedern intensiv überprüfen.

Innovativ: Sicherlich hat dies für Headhunter und Personalberater durchaus Vorteile.

Gläserne Mitarbeiter: Aber nach Angaben von Xing haben auch Arbeitgeber große Vorteile, denn: „Die Pools seien wie Ordner angelegt und ließen sich in einem Unternehmen auch unter mehreren Abteilungen teilen.“

 




E-Kündigung: Stören Datenschützer mal wieder?

Daten nutzen ohne Grenzen: Aber wie steht es hier um den Schutz der Daten von Xing-Mitgliedern.

Fremdgeher anschwärzen? Denn es ist durchaus denkbar, dass Arbeitgeber die eigenen Arbeitnehmer ebenfalls mithilfe der neuen Xing-Technik durchleuchten. Und dann die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf eine „schwarze Liste“ setzen oder sogar „zum Abschuss freigeben“, denen eine erhöhte Wechselbereitschaft unterstellt wird.

Big Brother "XING": Daher wäre es interessant zu erfahren, welche „über 50 Kriterien“ überhaupt genutzt werden.

 




Welche Kriterien enthält der Algorithmus wirklich

Vielleicht zählt

- eine plötzliche intensive Pflege und Auffrischung des Xing-Profils,

- die Aktualisierung des Xing-Profilbildes,

- ein zusätzliches Hochladen eines neuen Xing-Lebenslaufes als PDF-Datei,

- eine verstärkte Recherche in Profilen von Xing-Mitgliedern, die alle bei einen besonders attraktiven Arbeitgeber in der gleichen Branche arbeiten,

- ein intensives Netzwerken mit „Kollegen“ in anderen Unternehmen der gleichen Branche,

- mehrfache intensive Recherchen in den Arbeitgeberbewertungen der Tochterplattform kununu.com oder auch

- eine sichtbar breitere Darstellung von aktuell erworbenen Zusatzqualifikationen in den Bereichen PC, Warenwirtschaftssystem, Leadership-Skills oder Fremdsprachen

dazu?

 

 




Optional nicht einwilligen

Interessant ist auch, dass Xing hier wohl automatisch die Bereitschaft aller Mitglieder unterstellt, nach Algorithmen ausgewertet zu werden – und dafür häufig auch noch selber zu bezahlen.

Von einer optionalen Einstellung „Meine Xing-Daten dürfen für den TalentpoolManager nicht genutzt werden“, haben wir trotz intensiver Recherche weder auf den Seiten von Xing noch sonst im Internet etwas gelesen.

Vermutlich aus gutem Grund, denn „Das E-Recruiting ist bei Xing, einer Tochterfirma des Burda-Medienkonzerns, aktuell der am stärksten wachsende Bereich.“

Unser Kurzfazit zu diesem neuen und innovativen Angebot für Personalexperten (und andere Abteilungen): „Vorsicht XING-Nutzer, denn E-Recruiting und E-Kündigung liegen näher beieinander als vermutet.“

 

Christian Püttjer & Uwe Schnierda twitter: karrierecoaches 

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