Neuer Chef kommt: abwarten, reagieren oder kündigen?

Von Püttjer - Schnierda

 

  • Wurde Ihr bisheriger Vorgesetzter gefeuert?

  • Ist er im Unternehmen aufgestiegen?

  • Oder hat er sich "still und leise" wegbeworben?

  • Kommt die oder der Neue von draußen und ist im Unternehmen bisher ein unbeschriebenes Blatt?

  • Oder ist der Nachfolger bereits bekannt und intern aufgestiegen?

 

Keine Frage, die Übergangszeit vom Abgang des bisherigen bis zum Antritt des neuen Vorgesetzten bringt Unruhe ins Team, in die Abteilung oder ins ganze Unternehmen. Personelle Wechsel von Chefinnen oder Chefs sorgen häufig für Unsicherheit, Besorgnis und Unentschlossenheit.

Womit müssen Sie rechnen? Und was sollten Sie jetzt bedenken?

 




So reagieren Sie auf den neuen Chef

Wie in jeder zwischenmenschlichen Beziehung gilt auch für das Mitarbeiter-Vorgesetzten-Verhältnis, dass sich im Laufe der Zeit bestimmte Spielregeln etabliert haben, die in einer neuen Beziehung erst aufs Neue definiert werden müssen.

  • Wie reagiert die Chefin auf Fehler der Mitarbeiter?

  • Wie delegiert der Chef?

  • Werden wichtige Informationen geteilt?

  • In welcher Art wird Kritik geäußert?

  • In welcher Stimmung werden Meetings abgehalten?

  • Wie persönlich gibt sich die neue Vorgesetzte?

  • Werden bisherige Leistungen vom neuen Vorgesetzten wahrgenommen und anerkannt?

  • Werden künftige Erfolge weiter dem Team oder nur noch dem Teamleiter zugerechnet?

  • Und wie ausgeprägt ist der "Wohlfühlfaktor" noch, wenn man morgens auf dem Weg ins Büro ist und an den neuen Boss denkt?

 




Neustart: abwarten und kennenlernen

Im Idealfall geht Ihr neuer Chef in den ersten Wochen aktiv auf Sie zu, um sich über Ihre Hauptaufgaben, Ihre Handlungsfelder, Ihre Zuständigkeiten und gegebenenfalls auch Ihre Projektmitarbeit zu informieren. Dabei sind Vieraugengespräche das Mittel erster Wahl.

Denn auch Ihr neuer Vorgesetzter muss sich sein Standing erst erarbeiten und weiß, dass er nach Ablauf einer gewissen Schonfrist ("Die ersten 100 Tage") seinerseits Ergebnisse, Verbesserungen und Erfolge seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorweisen muss.

Dass Sie im persönlichen Gespräch darauf verzichten, Kritik am Vorgänger zu üben, vermeintliche strategische Fehlentscheidungen anzusprechen oder Spekulationen aus der Gerüchteküche über den unerwarteten und plötzlichen Abgang zu äußern, sollte sich von selbst verstehen.

 

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Neue Ziele: Veränderungen oder Kontinuität

Stellen Sie beim Aufbau der Beziehungs- und Sachebene zum neuen Vorgesetzten zunächst die Themen, Aufgaben und Tätigkeiten ins Zentrum, die für Kontinuität und vorhersehbare weitere Erfolge stehen.

Erst wenn Sie danach gefragt werden, sollten Sie die Aspekte und Notwendigkeiten thematisieren, bei denen Sie dringenden Korrektur- und Handlungsbedarf sehen. Rechnen Sie dann allerdings damit, dass Sie gefragt werden, welche konkreten Maßnahmen Sie in Sachen Innovation und Veränderung empfehlen - und warum.

Hier gilt es auch die spezielle Abteilungs- oder Unternehmenssituation im Blick zu behalten. Läuft es grundsätzlich rund? Oder läuten schon länger die Alarmglocken, weil Krisensignale viel zu lange ignoriert worden sind?

 




Neuer Chef, neuer Stil

Nach einiger Zeit werden Sie bereits genauer wissen, welchen Führungsstil und welches Kommunikationsverhalten Ihr neuer Chef im Gegensatz zum bisherigen pflegt.

  • Geht Ihr neuer Chef in Meetings motivierend aufs Team zu?

  • Stellt sich die neue Chefin im Konfliktfall vor ihre Mitarbeiter?

  • Lässt die Neue ausreichend Freiraum für die Aufgabenerledigung?

  • Definiert der Neue Abteilungsziele ausreichend konkret?

  • Werden Entscheidungen transparent gemacht?

  • Wird gezielt Vertrauen aufgebaut?

  • Und entsteht womöglich sogar Sympathie gegenüber dem neuen Vorgesetzten?

 




Kündigung und Zwischenzeugnis

Sollte sich die Zusammenarbeit mit dem neuen Vorgesetzten auf Dauer als problematisch oder gar unmöglich erweisen, weil dieser mit seinen Aufgaben völlig überfordert ist, aktionistisch von einem Ziel zum nächsten springt oder selbstherrlich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angreift, bloßstellt und einschüchtert, sollte dringend ein Stellenwechsel ins Auge gefasst werden.

Damit hier alle Chancen ausgeschöpft werden können, empfiehlt es sich bereits beim Weggang des alten Vorgesetzten ein Zwischenzeugnis anzufordern.

Ist die Beziehung zum bisherigen Boss sogar überdurchschnittlich gut, wird dieser kaum Einwände haben, wenn Sie Ihre Zwischenbeurteilung oder zumindest den Aufgabenblock und die dazugehörigen besonderen Erfolge selbst definieren. Hierbei helfen Ihnen nützlichen Zwischenzeugnis-Downloads.

Wir wünschen Ihnen produktive Kolleginnen und Kollegen und einen unterstützenden Vorgesetzten. Entweder im momentanen oder im neuen Job!

Christian Püttjer & Uwe Schnierda twitter: karrierecoaches 

foto: © Bram Naus on Unsplash.com