Geduld lernen 9 Übungen ▷mehr Selbstkontrolle

Von Püttjer - Schnierda
  • Geduld lernen: 9 Übungen

  • Psychologie und Geduld: Frustrationstoleranz stärken und frühere Erfolge in Erinnerung rufen ✔

  • Selbstwahrnehmung: negative Gefühle zulassen, körperliche Reaktionen ✔

  • Persönliches Mindset reflektieren ✔

  • Extra: Ungeduld besser aushalten: ergänzende Stärken wie Offenheit für Neues nutzen

 

geduld

 




Bedeutung: Was ist Geduld?

Definition: Geduld ist die Fähigkeit, eine körperlich fühlbare innere Spannung wahrzunehmen, auszuhalten und für eine Zeit bewusst zu akzeptieren.

In der Psychologie werden Geduld und Ungeduld den Themenfeldern Selbstdisziplin, Selbstkontrolle und Frustrationstoleranz zugerechnet.

 

Geduldige Grundhaltung

Geduldige Menschen sind in der Lage, ungeplante, ungewollte und stressige Situationen mit einer eher gelassenen inneren Haltung zu begegnen.

Dabei ermöglicht die geduldige Grundhaltung, autonom zu entscheiden, ob die Situation einfach akzeptiert oder neu bewertet und aktiv geändert wird.

 




Geduld lernen: 9 Übungen

Lässt sich Geduld lernen?

Es gibt zahlreiche bewährte Übungen, um geduldiger zu werden. Der erste Schritt dabei ist sicherlich eine bessere Selbstwahrnehmung.

Was macht mich ungeduldig? In welchen Situationen verliere ich ungewollt meine Geduld und Kontrolle? Wie fühle ich mich in diesen Situationen? Wütend, überfordert, ängstlich, panisch?

Und welche körperlichen Reaktionen sind mit meiner Ungeduld verbunden? Flachere Atmung schnellerer Herzschlag, höherer Blutdruck?

Geben Sie sich etwas Zeit, um mehr über Ihr Geduld-Gen zu lernen.

Nicht nur menschliche Stärken können trainiert und ausgebaut werden.

Auch an manchen Schwächen kann - und sollte - konstruktiv gearbeitet werden.

 

Geduld lernen: Übungen

  1. Warnsignale erkennen: Viele Menschen ziehen unter Stress die Schultern hoch, atmen schneller und fühlen Spannungen im Nacken. Sprechen Sie innerlich aus, dass Sie gerade mit Stressgefühlen überflutet werden. Denn unter Stress potenziert sich innere Ungeduld und führt oft zu äußeren Handlungen, die später bedauert werden.

  2. Überfordert: Erlauben Sie als leistungsstarker Mensch auch einmal ein Gefühl der Überforderung. Wechseln Sie dann innerlich gezielt von der Gefühls- zur Sachebene. Analysieren Sie, was Sie im Detail stresst.

  3. Menschlich: Akzeptieren Sie sich als menschliches Wesen. Sie sind keine bloß funktionierende Maschine. Erlauben Sie sich beispielsweise selbst mehr Zeit als ursprünglich geplant. Damit lösen Sie sich von tödlichem Perfektionismus.

  4. Ganzheitlich: Üben Sie, Gefühle wie Ungeduld, Verzweiflung und Wut, grundsätzlich zu akzeptieren, auch wenn diese negativ sind.

  5. Teilziele: Eine bewährte Übung für mehr Geduld ist das Arbeiten mit spezifischen Teilzielen. So kommen Sie Schritt für Schritt zum Erfolg.

  6. Mindset ändern: "Bedanken" Sie sich innerlich für Situationen, die Sie frustrieren und ungeduldig machen. Denn im Nachhinein wächst Ihre Persönlichkeit daran! Stichwort: "growth Mindset".

  7. Meine Ziele: Rufen Sie sich bei aufsteigender Ungeduld bewusst in Erinnerung, was Sie auch unter widrigen Umständen schon alles erreicht haben.

  8. Atemübungen: Probieren Sie Entspannungstechniken aus, die Ihnen helfen.

  9. Passung: Bei zu häufiger Ungeduld kann auch ein besser passendes Team helfen. Suchen Sie sich ein privates oder berufliches Umfeld, dass Ihre Stärken schätzt und Ihre Schwächen ausgleicht.

 




Psychologie der Geduld

Spannende Erkenntnisse zur Psychologie der Geduld sind mit den Themen Frustrationstoleranz und Selbstkontrolle verbunden.

 

Frustrationstoleranz

Der Begriff der Frustrationstoleranz wurde vom Psychologen und Psychotherapeuten Saul Rosenzweig 1938 geprägt.

Bei der Toleranz geht es gleichermaßen wie bei der Geduld um ein "Ertragen" oder "Erdulden".

 

Schwache Frustrationstoleranz

Eine nur geringe Toleranz in der Reaktion auf frustrierende Erlebnisse ist kennzeichend für eine Ich-Schwäche und mangelndes Selbstbewusstsein.

Es lässt sich beobachten, dass Kinder und Erwachsene mit niedriger Enttäuschungskraft zu Anstrengungs- und oft auch Vermeidungsverhalten neigen.

Teilweise ebenso zu aggressiven Verhaltensweisen.

Je ausgeprägter Frustrationstoleranz entwickelt ist, umso weniger treten Überforderung und aggressive Verhaltenssignale auf

Übungen und Lernprozesse helfen dabei, die Frustrationstoleranz zu steigern.

Hier helfen beispielsweise Belohnungsaufschub oder Belohnungsreduktion.

 

Selbstkontrolle

Der Psychologe Walter Mischel führte zwischen 1968 und 1974 in der universitätseigenen Kindertagesstätte "Marsh­mallow-Experimente" zum Belohnungsaufschub durch.

 

Marshmallow-Experiment: Selbstkontrolle

Im Experiment teilte der Versuchsleiter dem jeweiligen Kind mit, dass er für kurze Zeit den Raum verlassen würde.

Das Kind habe nun zwei Optionen.

Erstens: Das Kind würde von sich aus eine Glocke betätigen, der Versuchsleiter käme zurück und das Kind erhielte einen Marshmallow.

Zweitens: Das Kind würde warten, bis der Versuchsleiter von selbst zurückkäme. Dann erhielte es zwei Marshmallows. (Mehr Selbstkontrolle beim Warten = mehr Süßigkeiten).

 

 

Zahlreiche psychologische Längsschnittstudien bestätigten die Beobachtung, dass es grundsätzlich einen Zusammenhang zwischen der Fähigkeit zur Selbstkontrolle ("Belohnungsaufschub") und Erfolg im weiteren Berufsleben gibt.

Nicht vergessen werden darf dabei, dass eine konkrete Vorhersage in Sachen Persönlichkeit und Selbstkontrolle für ein einzelnes Kind auf Grund seines Abschneidens im Marshmallow-Test unmöglich ist.

Die Langzeitstudien bestätigen "lediglich" Durchschnittswerte.

 




Ungeduld aushalten, ergänzende Stärken

Versuchen Sie Ihre Ungeduld zu zähmen, indem Sie sich in stressigen Situationen Ihre ergänzende Stärken bewusst in Erinnerung rufen.

  1. Denken Sie daran, dass überraschende Entwicklungen oft Vorstufen für neue Erfahrungen sind: Offen für Neues.

  2. Begegnen Sie sich bei aufkommender Ungeduld häufiger selbst mit einem Lächeln: Freundliches Auftreten.

  3. Öffen Sie sich mehr für die Gedanken und Wünsche der anderen Beteiligten: aktiver Zuhören.

  4. Bitten Sie bei Überforderung konsequenter um Rat: Teamplayer.

  5. Werden Sie geduldiger, indem Sie nicht Schuldige, sondern Lösungen suchen: Fehlerlernkultur.

  6. Äußern Sie Kritik spezifischer und erklären Sie, welches Verhalten Sie sich künftig wünschen: Konstruktiv kritisieren.

  7. Bedenken Sie kulturelle Unterschiede: Interkulturelle Kompetenz.

  8. Suchen Sie nach persönlichen Konflikten von sich aus den Weg zurück auf die Sachebene: Konfliktfähigkeit.

 

Was ist (m)eine Persönlichkeit?

Persönlichkeit ist die individuelle Art, wie Menschen fühlen, denken und handeln und sich an ihre Umwelt anpassen.

Hierbei werden Persönlichkeitseigenschaften herangezogen, die sich als wiederholte Verhaltenstendenzen zeigen.

Also über einen längeren Zeitraum und in verschiedenen Situationen immer wieder zu beobachten sind.

 

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