Gendern im Anschreiben und in der Bewerbung:
Wird meine Bewerbung aussortiert, wenn ich nicht gendere?
Muss ich schon im Anschreiben Gendersprache mit Sternchen, Unterstrich oder Binnen-I verwenden?
Richtig gegendert: Soll ich dann im Anschreiben von Kolleg_innen, Kolleg:innen, KollegInnen oder Kolleg*innen verwenden?
Oder mache ich etwas falsch, wenn ich in mit meiner Bewerbung gegen die amtliche Rechtschreibregelung verstoße, die ja gar kein Gendern kennt?
Keine Frage, beim Gendern kochen die Emotionen schnell hoch.
Denn die überwiegende Mehrzahl der Bevölkerung lehnt eine formalistische, ideologische und übertriebene Gendersprache ab.
Allerdings geht es hier ja nicht darum, ob Sie persönlich das Gendern in der Schriftsprache oder in Gesprächen mögen. Sondern darum, ob Sie in Ihrem Anschreiben, Ihrem Lebenslauf und vermutlich auch im Vorstellungsgespräch Gendern müssen.
Praxistipp Diese Frage stellt sich eigentlich nur dann, wenn bereits in der Stellenausschreibung gegendert wurde. Und wie Unternehmen und Organisationen auf der eigenen Homepage formulieren. Entweder Sie nehmen den vorgegebenen Kommunikationsstil auf - und verschaffen sich damit unter Umständen einen kleinen Vorteil für Ihre moderne Bewerbung. Oder eben nicht. |
Denn ebenso, wie Sie bei einer Start-up-Bewerbung meist Duzen sollten, weil dies aus der Stellenanzeige hervorgeht, sollten Sie bei entsprechenden Vorgaben in einer gegenderten Stellenausschreibung dann auch im Anschreiben gendern.
Aber selbstverständlich haben Sie auch das Recht, auf eine gendergerechte Sprache in Ihrer Bewerbung zu verzichten.
Es kann dann unter Umständen passieren, dass Sie nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden.
Dies hängt aber immer von mehreren Faktoren ab.
Sucht eine Universität Mitarbeiter*innen?
Sucht eine Verwaltung neue Kolleg*innen?
Möchte sich ein Unternehmen einen modernen Anstrich geben?
Sucht gar die TAZ oder ein anderes politisch links ausgerichtetes Medienunternehmen Journalist*innen?
In der Bewerbungspraxis dürfte es eine viel größere Rolle spielen, wie groß die Konkurrenz um die ausgeschriebene Stelle ist.
Sicherlich lassen sich viele Programmierer kaum zum Gendern bewegen. Werden aber dennoch eingestellt, weil sie einfach Mangelware sind.
Auch Spitzenwissenschaftler, Top-Managerinnen, ausgewiesene Experten für Online-Marketing oder Patentanwältinnen werden mit oder ohne Gendern im Anschreiben immer einen guten Job finden.
Wenn Sie, wie 86 Prozent der Bevölkerung, der Meinung sind, dass Gendern eigentlich unwichtig ist, können Sie bei Bedarf einen Kompromiss für Ihr stärkenorientiertes Anschreiben wählen.
Soft Gendern im Anschreiben
Schreiben Sie von Kolleginnen und Kollegen, dann können Sie auf Kolleg*innen verzichten.
Gleiches gilt für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Verwenden Sie statt der ausschließlich männlichen Form "Kollegen" lieber "Team", falls es passt.
Sprechen Sie nicht von "Kunden", sondern von "Kundschaft".
Oder verwenden Sie englische Begriffe wie "Buyer Persona".
Und betonen Sie passende Stärken wie Offenheit, Wertschätzung oder auch interkulturelle Kompetenz.
Die eben vorgestellten Tricks zum "Soft Gendern" können Sie im Lebenslauf fortsetzen.
Dort ist es üblicherweise auch viel leichter, auf die von vielen Bewerberinnen und Bewerbern als störend, überflüssig oder sogar albern empfundene Gendersprache zu verzichten.
Denn viele Recruiter, Personalmitarbeiter oder Headhunter überfliegen Anschreiben nur kurz und schauen deutlich intensiver in den Lebenslauf.
Aus diesem Grund sind die Anforderungen an aussagekräftige CVs mittlerweile deutlich gestiegen.
Sicherlich wirksamer als eine perfekte Gendersprache sind aktive Formulierungen, wenn es darum geht, wie Sie Aufgaben, Tätigkeiten und Verantwortungsbereiche im Lebenslauf beschreiben.
Nicht gegendert, aber aktiv formuliert Stellen Sie Ihre Berufserfahrung im Lebenslauf mit Wörtern wie "eingeführt", "gestaltet", "motiviert", "verantwortet" oder "kontrolliert" dar. |
Spezielle Tipps dazu bekommen Sie hier.
Führungskräfte, Projektmanagerinnen und Projektleiter sollten sich weniger Gedanken ums Gendern in der Bewerbung machen. Und lieber die in der Stellenausschreibung gewünschten Führungsqualitäten (25: Beispiele) im Lebenslauf herausstellen. Beispielsweise Verantwortungsbewusstsein, Entscheidungsstärke, Gestaltungwille oder auch Beharrlichkeit.
Handlungsstarke Führungskräfte So verdeutlichen Sie Ihre Veränderungsstärke im Lebenslauf: "Konzeption von", "Optimierung von", "Neuausrichtung der", "Restrukturierung von", "Initiiierung der" 5/2019 bis heute Neugestaltung der Schnittstellen zwischen ... |
Letztlich kommt es darauf an, ob Sie zu einem Unternehmen, einer Verwaltung oder einer Organisation und dem dort vorherschenden Kommunikations- und Handlungsstil passen.
Coachingtipp Unserer Ansicht nach können Sie zwar im Anschreiben "gute Miene zum bösen Spiel" machen und zumindest "Soft Gendern". Auch wenn Sie das Sternchen- und Binnen-I-Gendern eigentlich innerlich ablehnen. Aber doch eine Einladung zu einem Vorstellungsgspräch bekommen möchten. |
Im eigentlichen Job-Interview werden Sie feststellen, ob es eine Passung zwischen Ihnen und dem neuen Arbeitgeber gibt. Oder eben auch nicht.
In vielen Branchen herrscht ein klarer Fachkräftemangel. Daher dürfte es verwunderlich sein, wenn sehr nachgefragte Bewerberinnen und Bewerber letztlich nicht eingestellt werden, weil sie nicht permanent die Gendersprache verwenden.
Wenn Sie Kolleginnen und Kollegen, Kundinnen und Kunden oder Dienstleisterinnen und Dienstleister überzeugen oder vielleicht sogar begeistern können, stehen Ihnen viele berufliche Optionen offen.
Unternehmensziele, Abteilungsziele oder Teamziele lassen sich nicht allein verwirklichen. Stellen Sie In Ihrem Lebenslauf Ihr kommunikatives Geschick im beruflichen Alltag in den Fokus.
Für Ihre Bewerbung mit und ohne Gendersprache wünschen wir Ihnen viel Erfolg!
Gerne optimieren wie auch Ihr Anschreiben und Ihren Lebenslauf für Sie, rufen Sie uns an oder mailen Sie uns.