Perfektionismus TÖTET ▷überwinden + ablegen mit MINDSET

Von Püttjer - Schnierda
  • Perfektionsmus tötet Zufriedenheit, Work-Life-Balance und Selbstbewusstsein

  • Ein perfektionistisches Mindset führt zu Überlastung und Stress und mittelfristig zu Angststörungen und Burnout

  • Wer innerlich getrieben ständig perfekte Leistungen erbringen will, wird von fiesen Vorgesetzten ausgenutzt

  • So Perfektionismus verstehen, überwinden und nutzen

  • CLEVER: persönliche Fehlerkultur erlauben und Mindset ändern ✔

 

perfektionismus

 




PERFEKTIONISMUS: Die Angst nicht gut genug zu sein

Damit keine Missverständnisse aufkommen, natürlich ist ein präziser Arbeitsstil durchaus nützlich. Auch wer definierte Terminvorgaben einhält ist wegen seiner Zuverlässigkeit anerkannt.

Und wer sich hohe Ziele setzt, überdurchschnittliche Resultate und bemerkenswerte Erfolge erreicht, wird mit den Kernkompetenzen Zielstrebigkeit, Gestaltungswille und Selbstdisziplin viele berufliche und private Optionen haben.

Aber dieser "gesunde" Perfektionismus ist nicht das Problem.

Perfektionsmus ist dann ein Problem,

  • wenn die Angst nicht gut genug zu sein, zu Angststörungen führt,

  • wenn der Anspruch keinerlei Fehler zu machen, mit Burnout und Depression endet,

  • wenn Schlafstörungen wegen permanentem Stress private Beziehungen massiv stören und

  • wenn ständiger Selbstzweifel das Entstehen eines gesunden und realistischen Selbstbewusstseins blockiert.

 

Zugegeben, unser eingangs gemachtes Statement "Perfektionsmus tötet" ist radikal formuliert. Nach diesen ersten Betrachtungen aber leider durchaus zutreffend.

Übertriebenes Leistungsstreben und die Sucht nach Anerkennung von außen töten tatsächlich auf Dauer positive Gefühle wie Selbstbewusstsein, Lebenszufriedenheit und Offenheit für neue Menschen, Themen und Situationen.

 

Forschung zu Perfektionismus

Eine aktuelle Studie mit Daten von über 41.000 Studentinnen und Studenten ergab, dass Perfektionismus in den letzten Jahrzehnten bei jungen Erwachsenen signifikant zugenommen hat.

Psychischer Belastungsfaktor: Leistungsdruck!

 




Perfektionismus ÜBERWINDEN, verstehen und ablegen

Die Auswirkungen von Perfektionismus und unreflektiertem Leistungsstreben sind im Einzelfall problematisch, negativ, ungesund oder sogar selbstzerstörerisch.

Aber glücklicherweise gibt es bewährte Tipps und mentale Tricks, um ständiges perfektionistisches Denken und Handeln gezielt zu überwinden und abzulegen.

 

Perfektionismus überwinden: 9 Tipps

  1. Geben Sie bei einer "mittelwichtigen" Aufgabe probehalber einfach eine 80-prozentige Leistung statt der üblichen 120-prozentigen ab. Und probieren Sie aus, ob Kollegen oder Vorgesetzte damit vielleicht schon zufrieden sind.

  2. Sie machen ständig Überstunden und arbeiten am Wochenende, um Termine einzuhalten? Informieren Sie Ihre Ansprechpartner, dass auch die nächste anspruchsvolle Aufgabe gründlich und gewissenhaft erledigt werden muss, und daher mindestens eine Woche länger braucht.

  3. Geben und nehmen: Delegieren Sie unwichtige Aufgaben an Auszubildende, Praktikanten oder Kollegen, die Ihnen einen Gefallen schuldig sind.

  4. Reflektieren Sie Ihre Kindheit, Schule, Ausbildung oder Studium: "Warum habe ich so eine große Angst davor, kleinere Fehler zu machen?" Selbstreflexion!

  5. Ablenkung vermeiden: Priorisieren Sie schon am Abend zuvor, welche Aufgaben Sie am nächsten Tag vorrangig bearbeiten werden.

  6. Stärken Sie Ihr Selbstwertgefühl im Privatleben ("Hobbys"). Machen Sie etwas nur für sich, ohne das andere Sie dafür bewerten.

  7. Kokettieren Sie mit Ihrem Perfektionismus: Wenn Ihnen zusätzliche Aufgaben übertragen werden, weisen Sie darauf hin, dass man Ihren hohen Anspruch an sich selbst ja kenne, weil Sie dank Ihres perfektionistischen Arbeitsstils ja immer sehr detaillierte Analysen abliefern würden. Daher dauere es bis zu einem guten Ergebnis vermutlich deutlich länger als von der Chefin anvisiert.

  8. Entdecken Sie Ihre Talente: Fragen Sie Freunde, Bekannte oder Kollegen, welche weiteren Eigenschaften diese an Ihnen schätzen. Sicherlich nicht ausschließlich Ihren Perfektionismus.

  9. Ändern Sie Ihr Mindset: Sie werden auch künftig noch akzeptiert, geschätzt oder sogar geliebt, wenn Sie nicht ständig perfekte Höchstleistungen abliefern. Falls nicht, suchen Sie sich einfach einen besseren Job!

 




Perfektionistisches MINDSET ändern

Wirksame psychologische Hilfestellungen setzen mit guten Erfolgen darauf, sich das individuelle Mindset in Sachen Perfektionismus bewusst zu machen.

Und dann Schritt für Schritt zu ändern.

 

Was ist ein Mindset?

Unter einem Mindset werden vor allem unbewusste Verhaltens- und Denkmuster und grundsätzliche innere Überzeugungen von Menschen verstanden.

Psychologinnen und Psychologen gehen davon aus, dass jeder Mensch ein in Kindheit und Jugend eingeprägtes Bild von sich selbst ("Selbstkonzept") hat.

Dieses Selbstkonzept ("Mindset") hat einen großen Anteil daran, wie erwachsene Menschen auf Belastungen und Herausforderungen reagieren.

Typische innere Glaubenssätze von Perfektionisten klingen so:

  • "Jemand anders hätte das noch besser hinbekommen als ich." ✔

  • "Das ist doch nichts besonderes, wenn man sich ein bisschen Mühe gibt." ✔

  • "Wenn ich heute Abend oder am Wochenende noch ein paar Stunden daran arbeite, wird das noch 'etwas' besser." ✔ 

 

Wenn Sie wieder einmal völlig am Ende sind, weil sie viel zu viel gearbeitet haben, sollten Sie häufiger Ihr Mindset hinterfragen.

Schließlich gilt: Menschen ohne eigene Ziele sind nie auf Dauer zufrieden oder sogar glücklich.

 

Mindset Perfektionsmus verstehen

  1. Warum ist mir das, was ich gerade bearbeite oder erledige, so wichtig?

  2. Welche Ziele habe ich beruflich überhaupt?

  3. Glaube ich daran, dass es eine Work-Life-Balance auch für mich geben kann?

  4. Bin ich wirklich bereit, mein Privatleben für meinen Beruf zu opfern?

  5. Kenne ich Menschen, die erfolgreich sind, aber ihre Aufgaben dennoch mit Lust erledigen und häufig dabei Zufriedenheit empfinden?

  6. Was genau machen diese Menschen anders als ich?

  7. Was würde passieren, wenn ich nur noch halbtags arbeiten würde?

  8. Wie wichtig ist mir, was Vorgesetzte von mir denken?

  9. Haben meine Eltern, oder nur Vater oder nur Mutter, mich nur akzeptiert, wenn ich beeindruckende Leistungen erbracht habe?

  10. Benötige ich unreflektierte Anerkennung wirklich noch als erwachsener Mensch?

  11. Wie sieht mein perfekter Arbeitstag aus?

 




Perfektionsten sollten ihre STÄRKEN kennen

Unreflektierter und übertriebener Perfektionismus ist eine Schwäche.

Dagegen ist reflektierter und gezielt eingesetzter Perfektionismus sicherlich eine Stärke.

Schließlich helfen Arbeitergebnisse von hoher Qualität, die in angemesser Zeit erreicht werden sicherlich dem ganzen Team.

Aber sicherlich gibt es noch weitere Stärken, die andere an Ihnen schätzen. Und die Sie sich auch selber häufiger in Erinnerung rufen sollten, wenn Sie unter einem perfektionistischen Anfall leiden.

Reflektieren Sie Ihre Stärken gründlich!

Gerade in Kombination mit erfolgreich erledigten Aufgaben, gut bewältigten Herausforderungen oder gelösten Schwierigkeiten sind persönliche Stärken deutlich klarer erkennbar: Future-Skills (33 Beispiele).

 

Stärken: Mehr als Perfektionismus

  1. Begeisterungsfähigkeit

  2. Problemlösungsfähigkeit

  3. Zahlenaffinität

  4. Kreativität

  5. Durchhaltevermögen

  6. Kontaktfreudigkeit

  7. digitale Kompetenz

  8. interkulturelle Kompetenz

  9. Kompromissbereitschaft

  10. Persönlichkeit: 100 Merkmale + Stärken

  11. Kernkompetenzen als Führungskraft: 35 Beispiele

 

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CLEVER: Ich erlaube mir meine EIGENE FEHLERKULTUR

Interessanterweise arbeiten viele moderne Unternehmen intensiv daran, eine kreative Fehlerlernkultur zu schaffen.

Kennzeichnend ist hierbei insbesondere ein konstruktiver und positiver Umgang mit Fehlern von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Denn ohne Irrtümer, Fehler, Rückschläge und Misslingen gibt es keine Verbesserung, Neuausrichtung oder Innovation.

 

"Wer nie gescheitert ist, hat sich noch nie an etwas Neuem versucht." - Albert Einstein

 

Erarbeiten Sie sich entsprechend eine persönliche Fehlerkultur, die es Ihnen ermöglicht, sich Fehler zu erlauben, Neues auszuprobieren und aus Ihren eigenen Fehlern zu lernen.

Erweitern Sie Ihr Mindset immer wieder ganz bewusst um diese anderen Denkweisen und spannenden Prinzipien.

 

Anders denken für Perfektionisten

Angstfreiheit: Denken Sie daran, dass die Welt nicht untergeht, nur weil Sie einen Fehler machen. So mächtig sind Sie und Ihre Fehler nicht!

Lösungsorientierung: Achten Sie darauf, sich nicht selbst zum Schuldigen zum machen. Letztlich geht es doch immer darum, die Gründe für gemachte Fehler zu analysieren und zügig eine Lösung zu finden.

Lernkurve: In einer lebendigen Fehlerkultur steht der Erkenntnisgewinn im Vordergrund. Machen Sie eine Liste von gravierenden Fehlern in Ihrem Leben, aus denen Sie rückblickend sehr viel gelernt haben!

 

"Zeigen Sie mir jemanden, der noch keinen Fehler gemacht hat, und ich zeige Ihnen einen Menschen, der noch nie etwas geleistet hat." - Theodore Roosevelt

 

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